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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 10.05.2019


Edie - Für Träume ist es nie zu spät. Kinostart 23. Mai 2019
Helga Egetenmeier

Es braucht nur einen kleinen Anstoß, eine Erinnerung an die wilden Jahre ihrer Jugend, und Edie, die zurückhaltende 83-Jährige aus dem englischen Bürger*innentum, macht sich mit ihrer alten Campingausrüstung auf den Weg nach Schottland. Sheila Hancock spielt...




... als Gleichaltrige diese frisch-verwitwete Frau, die endlich ihren lang gehegten Traum verwirklicht. Ruhig, charmant und mit generationenübergreifender Thematik, lässt Regisseur Simon Hunter die ältere Edie und den jüngeren Jonny durch die schöne Landschaft wandern.

Mit Edith steht eine Frau im Mittelpunkt des Films, deren Generation nur am Rande von den Auseinandersetzungen der Frauenbewegung gestreift wurde. Geboren 1933, hatten die Suffragetten in England bis dahin schon einiges, wie auch das Frauenwahlrecht, erreicht. Und aufgewachsen während des Zweiten Weltkriegs, erlebte sie den wachsenden Wohlstand der Nachkriegszeit, der erst bei der nachfolgenden 68er Generation Gesellschaftskritik auslöste.

Generationen: verflochten und doch getrennt

Wir lernen Edie kurz vor dem Tod ihres herrschsüchtigen Mannes kennen. Endlich frei, möchte ihre resolute Tochter Nancy sie gleich in einem Altersheim unterbringen. Doch bei einem Besuch stellt Edie mit Entsetzen fest, wie abschreckend die Bewohner*innen auf sie wirken. Als sie auf Drängen ihrer Tochter die Wohnung ausräumt, erinnert sie sich an das wilde Mädchen, dass sie vor ihrer Hochzeit war.

Nach dieser kurzen Einführung in den hektischen und fremdbestimmten Alltag der 83-Jährigen, wird der Film bedeutend langsamer. Sorgfältig plant sie ihre Reise nach Schottland zum 731 Meter hohen Mount Suilven. Doch bereits der Roadtrip verläuft nicht wie gedacht und auch die Ankunft in dem kleinen Dorf Lochinver, dem Ausgangspunkt für die Ersteigung, steht im Zeichen jugendlicher Hektik. Hinter den höflichen Bemerkungen registriert sie herablassende Bemerkungen wegen ihres Alters.

Alterslos: Freundschaft und Freiheit

Sich um das Wohl eines älteren Menschen Gedanken zu machen, ist etwas anderes, als Älteren nichts zuzutrauen. Doch ebenso wie die Einschätzung von Gefühlen sind die Unterschiede zwischen Besorgnis und Machtausübung nicht immer leicht auseinander zu halten. Als Edie sich verunsichert dazu überreden lässt, eine neue Ausrüstung zu kaufen und für viel Geld den jungen Bergführer Jonny engagiert, spürt die Zuschauer*in das Spannungsverhältnis zwischen Betrug und Notwendigkeit. Wie sollte eine Frau in diesem Alter in dieser unwirtlichen Gegend allein auf einen Berg kommen - aber warum auch nicht?

Wie sich der junge Outdoor-Spezialist und die sich endlich frei fühlende 83-Jährige durch ihre gemeinsame Aufgabe näher kommen fängt der Film mit wenigen Dialogen ein. Ihre wortkargen Verständigungen über ihre unterschiedlichen Lebenswege ist großartig gespielt - und ob daraus eine Freundschaft entsteht, will die Geschichte erfreulicherweise nicht beantworten.

AVIVA-Tipp: Mit seinem Spagat zwischen den Generationen gelingt es dem Film "Edie - Für Träume ist es nie zu spät", auf ernste, wie auch humorvolle Weise zu zeigen, dass Alter und Jugend keine objektiven Zustände sind. Gute zwischenmenschliche Beziehungen und persönliche Freiheiten sollten immer zum Lebensweg gehören - die Bemühungen darum nicht zu vernachlässigen, dazu macht der Film Mut und verstreut gleichzeitig eine große Prise Wohlgefühl.

Zur Hauptdarstellerin: Sheila Hancock, 1933 auf der Isle of Wight geboren, wurde bereits zweifach für ihr Lebenswerk ausgezeichnet - durch "Women in Film and Television" und "The Lady Ratlings". Im Jahr 1974 wurde ihr der britische Verdienstorden Order of the British Empire verliehen, 2011 gefolgt vom Commander of the British Empire. Ihre Karriere umfasst Auftritte im Theater, Radio, Fernsehen und Film, außerdem ist sie als Schriftstellerin tätig und führte als erste Frau Regie am Olivier Theatre. Für ihre Arbeit wurde sie viermal mit dem Laurence Olivier Award ausgezeichnet. Neben anderen Filmen, war sie 2017 war sie in "The Dark Mile" und 2007 in "Der Junge im gestreiften Pyjama" zu sehen. 2004 veröffentlichte sie ihr Buch "The Two of Us: My Life with John Thaw", eine Doppelbiografie über ihr Leben und das ihres verstorbenen Ehemannes John Thaw, wofür sie 2005 den Author of the Year Award erhielt. Es folgte eine weitere Biografie mit dem Titel "Just Me" (2008) und ihr Romandebüt "Miss Carter´s War" (2014).

Zum Hauptdarsteller: Kevin Guthrie, geboren 1988, ist schottischer Schauspieler und war zuletzt im Harry Potter-Prequel "Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen" (2018) zu sehen, davor spielte er in "Dunkirk" (2017). Er studierte am Royal Conservatoire of Scotland in Glasgow und machte seinen Abschluss an der Royal Scottish Academy of Music and Drama und arbeitet für das Theater, wie auch für das Fernsehen.

Zum Regisseur: Simon Hunter, 1969 in England geboren, ist in Schottland aufgewachsen und studierte an der Filmhochschule in Surrey, England. Nach zwei Langfilmen, "Lighthouse - Insel des Grauens" (1999) und "Mutant Chronicles" (2008) ist "Edie - Für Träume ist es nie zu spät" sein dritter Spielfilm. Er wohnt in Dresden und London.

Zur Komponistin: Debbie Wiseman ist bekannt aus ihren Arrangements für Filme wie "Oscar Wilde" (1997), "Lesbian Vampire Killers" (2009) und "Arséne Lupin" (2004). Sie hat in den letzten 20 Jahren musikalische Themen für über 200 Projekte geschaffen und ist Gastprofessorin am Londoner Royal College of Music.

Edie - Für Träume ist es nie zu spät
Originaltitel: Edie
Großbritannien 2018
Regie: Simon Hunter
Drehbuch: Elizabeth O´Halloran
Darsteller*innen: Sheila Hancock, Kevin Guthrie, Amy Manson, Paul Brannigan, Wendy Morgan, u.a.
Verleih: Weltkino
Lauflänge: 102 Minuten
Kinostart: 23.05.2019

Mehr zum Film, der Trailer, sowie Termine der Kinotour finden Sie unter:
www.weltkino.de und www.facebook.com/Edie.DerFilm

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Beitrag vom 10.05.2019

Helga Egetenmeier